Wenn es im Kinderzimmer übermütig zugeht, schreiten die Eltern ein. Meistens enden die Späße in Tränen, denn geweint, ge-stritten und auch geliebt wird reichlich in Alain Gsponers Familienburleske. Mitunter explodieren sogar Michelangelo-Statuen in Nachbars Garten, denn das Kinderzimmer des heftig pubertierenden Sohnemanns beherbergt eine ansehnliche Sprengstoff-Sammlung. Und zum Schluss bleibt auch das schmucke Design-Haus von seiner Wut nicht verschont. Gejammert wird jedoch immer auf hohem Niveau.

In »Das wahre Leben« beweist der neue Shooting-Star Hannah Herzsprung in der Rolle der sensiblen 18-Jährigen nach »Vier Minuten« erneut eine große Wandlungsfähigkeit, und die beschränkt sich nicht nur auf den Mut, sich im Verlauf des Films den Kopf kahl scheren zu lassen. Ein Film voller Bildästhetik, dessen Regisseur Alan Gsponer die Gradwanderung zwischen Tragödie und Satire sensibel umzusetzen weiß.